Situation

Die einzelnen Gebäude der Hochschule für Technik in Rapperswil betten sich trotz ihrer unterschiedlichen Bauetappen mit einem starken übergeordneten städtebaulichen Prinzip in die grosszügige Seeuferlandschaft ein. Die allseitige Öffnung des Areals zu der Landschaft wirkt, trotz der eigentlichen hohen Dichte der Baukörper befreiend und weit. Das neue Forschungszentrum setzt sich zum bestehenden Konglomerat hinzu und vervollständigt das Areal an seiner südöstlichen Ecke. Es schafft durch seine Grösse, Kompaktheit und Nähe zum Bestand einen Schwerpunkt ohne den fliessenden Umraum zu begrenzen. Darüber hinaus aktiviert es die heute eher rückwärtig wirkende östliche Seite des Areals und schafft dem ursprünglich symmetrisch aufgebauten Hauptgebäude ein angemessenes Gegengewicht. Das bestehende Hauptgebäude wird nun zu einem tatsächlichen Mittelpunkt, allseitig lose umgeben von seinen flankierenden Forschungsbauten.

Betreten wird das Areal nach wie vor vom Bahnhof über den heute noch unübersichtlichen Platz zwischen Foyer-  und Hauptgebäude. Mit ein paar wenigen Eingriffen, wie der Neuorganisation der Parkplätze, der Aufhebung einiger Pflanzenräume und einem neuen Bodenbelag, soll dieser Ort Klarheit erhalten. Der bestehende Wegbereich unter der Auskragung gewinnt dabei an Gewicht und leitet selbstverständlich zum neuen Forschungszentrum. Ebenso wie das neue Volumen mit Rücksicht auf die Geometrie und Körnigkeit des Bestands reagiert, wird auch der Grundsatz des gestalteten Aussenraums respektiert. Der Weg längsseitig entlang dem Hauptgebäude endet auf einem neuen Platz, gesäumt von Bestand und Neubau, der durch die Anordnung von vorhandenem und neuem Eingang und durch die innere Nutzung (Cafeteria) seine Bestimmung erfährt, treu dem charakteristischen Gestaltungswillen der vorhanden hart belegten Aufenthaltsbereiche im Freien. Der neue Baumhain auf dem Platz, gesetzt nach der Geometrie der Baukörper, liefert Schatten für den Aussenbereich des Cafés und verbindet räumlich zwischen gebautem Aussenraum und fliessendem Grünraum. So lösen sich seeuferseitig die geordneten Hochstämmer langsam auf und leiten über zum bestehenden Baumbestand am Ufer. Ein weiterer signifikanter Übergang von Künstlichkeit zur Natürlichkeit.

Die Unterkünfte für Studierende werden bewusst aus der Anordnungssystematik der Forschungsanlage genommen. Sie orientieren sich in Geometrie, Körnigkeit und Ausrichtung nach den bestehenden Wohnbauten entlang der Oberseestrasse. In gebührendem Abstand und durch ihre Ost-West orientierte Stellung quer zum See lassen die Baukörper den Blick in die Tiefe des Grundstück und in Richtung Seeufer frei. Einzig die auf den unterschiedlichen Niveaus und nach der inneren Aufteilung gestreuten Aufenthaltsbereiche der Wohngruppen ragen in die Zwischenräume hinein. Nicht nur, dass diese räumliche Verknüpfung den Fluss des Grünraums unterstützt, bindet sie auch die einzelnen Baukörper zu einem Ganzen zusammen und schafft so eine grössere Gesamteinheit, eine Art „Wohnmaschine“, welche ein gebührendes Gewicht zum Forschungszentrum darstellt. Zugang und Fussgängererschliessung des Wohnens findet rückwärtig über die Feuerwehrzufahrt von derOberseestrasse oder über den öffentlichen Parkplatz des Tennisclubs statt. 

Wie vorgefunden, umspühlt die offene Landschaft die Gebäude und ein freies Wegnetz sucht sich seinen Weg durch das Grün. Dabei begleiten je nach Ort und Situation verschiedene Elemente, wie Staudengärten, Spielfelder, Aufenthaltsplätze, Wasser, oder der kleiner Bootshafen den Fussgängerpfad und machen die Landschaft im Zusammenspiel mit dem Campus spürbar. Um diese Wirkung auch im Bereich des Curtiareals zu verdichten wird die allzu linear wirkende und stark abgrenzende Wirkung der Wegbegleitenden Baumallee durchbrochen. Der Baumbestand löst sich hin zum neuen geometrischen Hain auf und öffnet den Blick auf das dichte Schilf des Seeufers. Ein neuer Steg durch das Schilf macht den Uferweg erlebnisreich. Über präzis eingeführte Drainagen wird die grosse Grünfläche nutzbar gemacht und soll der ganzen Schulanlage als Spiel- und Erholungsfläche zur Verfügung stehen. Die mit Wassergräsern und Schilf bewachsenen offenen Drainage-Gräben zeugen von den unterschiedlich vorhandenen Geometrien und versinnbildlichen den See bis tief in das Geviert.

Die Etappierung aus städtebaulicher Sicht folgt den gewählten und beschriebenen Prinzipen. So wird das Forschungsgebäude in einer zweiten Etappe um zwei Geschosse aufgestockt und erdgeschossig verdichtet. Die Bereinigung der Situation mit dem Forschungsneubau wird so in Zukunft über die Geschossigkeit verdichtet während das Wohnen über das gewählte additive Schottensystem nach Wunsch flächig ergänzt werden kann. Beide Eingriffe respektieren die ursprünglich in der ersten Setzung geschaffenen Qualitäten wie ein grosszügiger Grünraum (Landreserve) und die Offenheit zum Seeufer. Die gewünschte dritte Etappe wird dementsprechend mit einer weiteren Aufstockung um ein oder zwei Geschosse vorgeschlagen (hohes Haus).

 

Forschungsgebäude

Mit dem Ziel einer möglichst nutzungsneutralen und flexiblen inneren Struktur im Forschungsgebäude und im Zusammenhang mit dem Seeufernahen Standort wird die Statik und das Fundationsprinzip grundlegend neu gedacht. Über lediglich zwei tragende Kerne und zwei Stützen wird das Gebäude abgetragen und mit entsprechender in der Anzahl wesentlich reduzierter Pfählung im Grund verankert. Auf ein Untergeschoss wird aufgrund räumlicher Überlegungen und der zu erwartenden aufwendigen Abdichtungsarbeiten bewusst verzichtet. In den Geschossen schafft so eine umlaufende Raumzone entlang der Aussenfassade ein hohes Mass an Flexibilität und Austauschbarkeit der Funktionen. Die Raumeinheiten der Forschungsinstitute von 75m2, resp. 150m2 können in unterschiedlichster Weise angeordnet und organisiert werden. Die Kernzone im Inneren mit Besprechungsräumen, Lichthof und Computerarbeitsplätzen zeichnet sich durch eine räumlich vielfältige, grosszügige und lichtdurchflutete Wirkung aus und lässt den Spielraum für ein kommunikatives, übersichtliches und unkonventionelles Arbeiten offen. 

Die gewählte innere Struktur und die gewünschte äussere Erscheinung verschmelzen sich im Gedanken eines pavillontypähnlichen Baukörpers. Losgelöst vom Grund und abgehoben vom wechselnden Wasserstand des Sees nimmt der neue Baukörper örtliche Themen, wie Allseitigkeit, Geschosszeichung und Vertikalität in der gläsernen Vorhangfassade auf und findet für sie eine eigene Sprache. Die leichte Wellenbewegung der äusseren Schicht aus vertikalen Glaslamellen bricht den Massstab, schafft Weichheit in der Fläche und zeugt von der Nähe zum Wasser. Von Innen ist über die rechtwinklig zur Fassade gerichteten Glasschwerter ein freier Blick möglich, Anordnung und Ausladung des gläsernen Vorhangs brechen jedoch das Sonnenlicht und versprechen einen hohen Verschattunggrad.

Hinsichtlich der Deutung des Ortes, der Setzung des Volumens und aufgrund der „einfachen“ inneren Struktur wird die zweite Etappe der Forschungerweiterung als Aufstockung geplant. Einerseits sind die entsprechend bei gleichem Raumprogramm zusätzlich notwendige zwei Geschosse über eine unbedeutende Erhöhung der Dimensionierung der wenigen Schwerlastpfähle „einfach“ erreicht. Andererseits kann damit gerechnet werden, dass die Rohbauphase der zweiten Etappe im Zeitfenster von Semesterferien ausführbar ist und damit die Immission verträglich bleibt. Grundlegend entspricht die Aufstockung auf Total fünf Geschosse dem städtebaulichen Ansatz eines neuen Schwergewichts zum See, welches über die Gebäudehöhe der Gesamtanlage eine neue Dimension verleiht ohne baurechtlich einen Sondernutzungsplan zu beanspruchen. 

Aufgrund der Kompaktheit der Volumetrie, des Fehlen eines Untergeschosses und der statischen Struktur des Gebäudes ist mit einer hohen Wirtschaftlichkeit im Bau zu rechnen (Kein Aushub, keine Wasserhaltung, keine aufwendige Abdichtung, wenig Fassadenabwicklung, Verkürzung der Bauzeit). Ebenso ist mit einer Aufstockung als zweite Etappe betrieblich und energetisch mit geringen Kosten zu rechnen, können doch im Unterhalt und Betrieb eines einzelnen Gebäudes hohe Synergien geschaffen werden. 

 

Unterkünfte für Studierende

Ein gewähltes einfaches statisches System sowie der Gedanke einer additiven Raumstruktur sollen auch für die Studentenwohnungen eine maximale Flexibilität und Durchmischung möglich machen. Es wird auch für die Unterkünfte auf ein Untergeschoss verzichtet. Die Streifenfundamente werden punktuell über Reibungspfähle verankert und bilden die Basis für den darüber liegenden Holzbau. Die Wohneinheiten werden vertikal und horizontal innerhalb der klaren Schottenstruktur organisiert. In einzelnen Baukörpern werden die Zimmer Ost-Westseitig aneinander gereiht. Es entsteht ein dichtes Nebeneinander, welches für studentisches Wohnen adäquat scheint. Aus dem System auszubrechen scheinen lediglich die Aufenthalts, Essbereiche der einzelnen Wohngruppen, welche sich in die Zwischenräume der Reihen stossen und den freien Blick in die Ferne und das Südlicht einfangen. Über diese auskragenden Raumeinheiten verbinden sich die einzelnen Reihen so auch zu einem Ganzen Wohngefüge ohne massiv zu wirken und den Nachbarliegenschaften den Ausblick zu verwehren. Das gewählte System lässt eine maximale Flexibiliät in der inneren Aufteilung und in der Streuung der Anzahl und Grösse der einzelnen Wohngruppen und Appartements.

Die äussere Gestalt setzt sich bewusst von den Forschungsbauten ab und ist nicht zuletzt aus strukturellen und ökonomischen Gründen sowie aufgrund der beschränkten Lebensdauer als reiner Holzbau gedacht. Die metallisch schimmernde Oberflächenbehandlung des Holzes mit Farbe und die feuerverzinkten Rahmen der grossen Verglasungen evozieren jedoch kein traditionelles Bild. 

Die zweite Etappe kann je nach Bedürfnis um einzelne Schotten ergänzt werden. Auch hier gilt maximale Flexibilität. Die abgedrehte Positionierung zum Forschungszentrum und die Weite zu den umliegenden Nachbarparzellen lassen eine flächige Ausdehnung Richtung See zu ohne dass, die ursprüngliche Situationslösung an Kraft einbüsst.

Die gewählte Baustruktur in Holz, das einfache additive System und die gewählten statischen Randbedingungen lassen auch hier geringe Baukosten erwarten. Durch die Trockenbauweise kann auch bezüglich Etappierung mit einer effizienten Bauweise gerechnet werden.

 

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