Volumetrie und Ort

Das heutige Wohnhaus der Stiftung Humanitas profitiert von einer privilegierten Lage im Strassenkreuz der Bahnhof- und Glärnischstrasse. Mit der Ergänzung um die südlichen Parzellen kann die Präsenz der Bebauung an dieser besonderen Lage verstärkt und die ortsbildenden bereits vorhandenen Qualitäten herausgeschält und unterstrichen werden. 

Der Neubau setzt sich, analog der an der Bahnhofstrasse angereihten Wohnhäuser unspektakulär und selbstverständlich mit seiner Giebelseite zur Strasse. Erst durch die ausgedrehte Geometrie in der Tiefe des Grundstücks und über die Ausformulierung des Sockelbaus entwickelt das neue Volumen eine übergeordnete Einheit mit dem Bestand. Als eine Art Passstück schafft es direkte Bezüge zu seinen Bauten vis-à-vis und hierarchisiert den Zwischenraum. Mit dem bestehenden Wohnhaus entsteht auf der oberen Zugangsebene ein s-förmig ausgeknickter Raum, welcher Alt und Neu verbindet. Der Neubau bildet hier eine Art Rücken und stärkt mit seiner konkaven Fassadenabwicklung die Präsenz des Bestands. Das neue Wohnhaus hat an diesem gemeinsamen „Platz“ seinen Eingang und Adresse. Strassenbegleitend wirkt die neue Umgebungswand als Basis für die darauf stehenden Wohnhäuser und schafft gleichzeitig eine neue Front für die Fussgänger. Dabei behält der Sockel in Erscheinung und Funktion seine betriebliche Nutzung, über seine Neugestaltung und eine örtlich Konzentration von Busstandort und Garagenzufahrt spielt jedoch die Parkierung der Personenwagen neu eine untergeordnete Rolle. 

Mit der geänderten Führung der Umgebungswand wird die Präsenz des Sockels gestärkt. Der Zwischenbereich zur Strasse ist gekiest oder gepflästert und punktuell mit Hochstämmern bepflanzt. Zusammen mit der darüberliegenden auskragenden Terrasse Massnahmen, welche diese Vorzone als halböffentlichen Bereich auszeichnen und für die dahinterliegenden Räume ausreichende Diskretion versprechen. Der leicht ansteigende Gartenbereich im hinteren Bereich des Hauses wird terrassiert und mit Holzeinfassungen in einzelne Bereiche segmentiert. Grössere Felder wechseln sich mit kleineren Beeten ab und schaffen die Möglichkeit den Garten in private, den Bewohnern zugeteilte Pflanzbereiche und in der Allgemeinheit dienende Aufenthaltszonen zu gliedern. Ein Nebeneinander von grösseren Gruppen- zu kleinen Individualbereichen entsteht und schafft Identität im Aussenraum auf ähnliche Weise wie das auch im Innern Ziel ist.

Mit dem Wunsch „ein“ homogenes und unmissverständliches Volumen zu schaffen tritt aus baurechtlicher Sicht die Zonengrenze unwichtig in Erscheinung. Eine Traufhöhe schafft einen durchgängigen Horizont, im vorderen Bereich mit Kniestock hinten ohne. Die unterschiedlichen Zonenparameter werden so gewählt, dass die mögliche Dreigeschossigkeit zugunsten einer Mehrausnützung den städtebaulichen und den geforderten Raumbedürfnissen am meisten entspricht. 

 

Innere Organisation und Struktur

Die einzelnen Zimmer werden jeweils in Zweiergruppen peripher in die Gebäudeecken gelegt. Sie bilden jeweils zusammen mit einer Nasszelle eine Einheit, wobei das Badezimmer einerseits jeweils direkt von den Zimmern oder von einem gemeinsamen Vorraum erschlossen werden kann. Die privaten Einzelräume erhalten durch diese Massnahme die optimale Lage im Volumen und versprechen dadurch jedem einzelnen Bewohner ausgewogenste und interessanteste Besonnungs- und Sichtverhältnisse. Der dazwischen liegende Raum wird als räumliche Mitte verstanden, welche über einen splittlevelartig versetzten Küchen-/ Ess- und Wohnbereich sowie über einen dem Haus inne liegenden „Lichthof“ zur Aufenthalts- und Kommunikationszone wird. Die halbgeschossig versetzte Lage der Ebenen, sowie der gemeinsame Luftraum ermöglichen dabei eine Differenzierung der Intimität, vom einzelnen Bewohner, zur Gruppe und zum ganzen Haus. Der daraus resultierende positive Effekt für das Zusammenleben im Haus liegt in der Übersichtlichkeit innerhalb einer Kleingruppe ohne den Blick für das Ganze, sprich alle Bewohner und Betreuer, zu verlieren. Selbstverständlich wird über den zweiseitigen Lift die rollstuhlgängikeit für alle Bereiche gewährleistet.

 

Äussere Erscheinung und Nachhaltigkeit

Die homogene Wirkung des schlichten Volumens wird gestärkt durch das feine Abschleifen der Gebäudekanten. Der Körper soll weicher wirken und die Feingliederigkeit des Materials dem Haus Authentizität verleihen ohne mit dem Bestand zu brechen. Es wird eine Fassadenverkleidung in geklebten, schmalen hochformatigen Klinkersteinen gewählt, welche sich um das ganze Haus schmiegt. Materialwahl, Fensterformate, Faltläden in Leibungen und Balkone sind bekannte und bewehrte Mittel, stehen in Einklang mit dem Bestand, wirken aber in ihrer zeitgemässen und formalen Detaillierung trotzdem aktuell. Der Sockelbau in Beton wird gekrönt von einem metallenen Staketengeländer, welches die Zusammengehörigkeit beider Häuser auf der oberen Zugangsebene unterstreicht. 

Nachhaltig nebst allen technischen Massnahmen, welche für den Neubau angestrebt werden scheinen vor allem die raumsparende Anordnung der Nutzungen (keine Korridore), die ressourcensparende Bauweise, die grosse Kompaktheit im Volumen und die Synergien welche zwischen Bestand und Neubau genutzt werden können. Letztere werden gewährleistet über die Adresse im Zugangsgeschoss sowie die Bus-Anlieferung und der Verbindungsgang zum Bestand im Strassengeschoss. 

 

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