Neubauten Bühlerwiese, Kilchberg
Adresse
Stockenstrasse 149 und 151, 8802 Kilchberg
Bauherr
Reformierte Kirche Kilchberg, Stockenstrasse 150, 8802 Kilchberg
Auftragsart
Studienauftrag
Leistungsumfang
Projektierung, Ausführungsplanung, Bauleitung vor Ort, gestalterische Bauleitung
Ort und Volumetrie
An privilegierter Lage erstreckt sich das freigebliebene Grundstück der Bühlerwiese als eher schmaler Streifen in Nord-Süd Richtung. Die umliegende gewachsene Struktur von kleinmasstäblichen Wohnhäusern im Osten und die doch eher massigen Volumen, wie dem Kirchgemeindehaus, auf der strassenabgewandten Seite zeichnen die Situation aus. Die Wahrnehmung des Ortes ist nichts desto trotz sehr harmonisch und geprägt von stark durchgrüntem und gewachsenem Charakter.
Die neue Bebauung der Bühlerwiese soll mit der Setzung zweier Volumen die vorgefundene Stimmung aufrechterhalten. Wichtig dabei scheint, dass die beiden Baukörper als Solitär einer vorhanden Wohnhaus-Körnung entsprechen, gleichzeitig aber auch mit ihrer Stellung zur Strasse und ihrem gegenseitigen Dialog Präsenz uns Stärke zum vis-à-vis entstehen lassen. Die Durchgrünung des umgebenden Raumes bleibt erhalten und Durchblicke in die Weite lassen die grosszügige Wirkung des Ortes intakt. Die Staffelung des Baukörpers gegen Süden erhöht die Fassadenabwicklung Richtung Sonne und schafft so Raum an privilegierter Lage. Mit der gleichzeitigen Abstufung der Volumina in ihrer Höhe werden auf selbstverständliche Art auch die Aussen-Wohnbereiche als Terrassen-Dachflächen in die Gesamterscheinung mitaufgenommen und lassen die Häuser differenziert, feingliedrig und homogen wirken. Die Massstäblichkeit zu den umliegenden Wohnhäuser bleibt mit der vorgeschlagenen Dreigeschossigkeit (2 Vollgeschosse, 1 Dachgeschoss) erhalten und das nachbarschaftliche Gegenüber wirkt unangestrengt und direkt. Das Zusammenspiel der Baukörper funktioniert über die Verformung der Masse genauso wie über das direkte Nebeneinander, wobei letzteres mit den präzis geschnittenen Gebäudekanten und der Anordnung von Terrassenflächen nie eine unangenehme Nähe entstehen lässt.
Aussenraumgestaltung und Baurecht
Da für alle Wohnungen die entsprechenden Aussenbereiche aus dem Zuschnitt des Baukörpers selbst entstehen, wird der umgebende Raum auch weiterhin als fliessender Grünraum erhalten bleiben. Die Bühlerwiese existiert nach wie vor und wird im Rahmen der Überbauung zu einer der gemeinschaftlich genutzten Fläche überführt. Denkbar sind ein Ort des Verweilens unter einer neuen Linde oder das Spielen zwischen gepflanzten Haseln. Ein feingliedrige Wegführung aus gebrochenen grossformatigen Granitplatten können diese Orte für die Bewohner miteinander verbinden und die geforderte allgemeine Spiel- und Ruhefläche bewerkstelligen. Hauszugang und Wegführung zu Velo- und Bastelräumen entwickeln sich skulptural und massiv aus der Volumetrie und holen die Fussgänger an einem Ort an der Strasse ab. Die Tiefgarageneinfahrt wird optisch losgelöst vom Haus selbstverständlich von der „Im Hof“- Strasse erschlossen und scheidet diesen Bereich mit einer harten Oberfläche zusammen mit der Abfahrt der Nachbarliegenschaft als Zufahrt aus.
Aus baurechtlicher Sicht wird der Baumassenziffer mit der Anordnung eines dreigeschossigen Baukörpers, ohne die maximale Gebäudehöhe auszunutzen, in verschiedener Hinsicht Rechnung getragen. So kann einerseits die maximale Grundfläche erhöht werden, da die massgebende Gebäudevolumetrie ab gewachsenem Terrain reduziert wird und andererseits mit dem Verzicht auf ein sichtbares Untergeschoss die Abgrabungen allseitig in Anspruch genommen werden können. Darüber hinaus ermöglicht die 3-Geschossigkeit einen Verzicht auf ein öffentliches Treppenhaus und schafft damit mehr zu Wohnzwecken nutzbare Fläche. Über die Staffelung des Volumens können den geforderten Mehrlängenzuschlägen umsichtig Rechnung getragen werden und das Attikageschoss unter Wahrung der hierfür bestimmten Regelungen in die Gesamteinheit eingebunden werden. Im Hinblick auf ein bevorstehendes Baugesuch verspricht die Anordnung der Volumetrie in zwei Teilen und reduzierter Höhe wenig nachbarschaftliche Einwände.
Materialität und Konstruktion
Die Häuser werden als geschnittene homogene Baukörper verstanden, welche in ihrer Materialität und Farbigkeit eine Einheit bilden. Vorstellbar ist eine Betonfassade, welche mit einer feinen Profilierung die Horizontalität von Fenster- und Brüstungsbänder zeichnet. Eingefärbt oder mit in einer pigmentierten Lasur gestrichen setzen sie sich sanft vom Umfeld ab und lassen das umgebende Grün leuchtend wirken. Gesucht wird nach einer bewussten Wertigkeit der Fassade, dies im Hinblick auf eine angemessene Langlebigkeit der Hülle und dem gehobenen Wohnungsstandard entgegenkommend. Geforderten technischen Randbedingungen können im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Minergie oder sonstigen Massnahmen problemlos entsprochen werden.
Erschliessung und Wohnungen
Mit einem strassenseitigem Zugang und damit einer klaren Adresse werden Fussgänger und Besucher an der Stockenstrasse abgeholt und über eine Rampe zum Hauseingang geführt. Von dort werden ebenso zwei zumietbare oder zuschaltbare (Whg a4) Bastelräume und ein Velo- und Kinderwagenabstellraum erschlossen, die das Wohnungsangebot heutigen Bedürfnissen entsprechend optimal ergänzen. Von einer gemeinsamen Eingangshalle werden pro Baukörper jeweils alle vier Wohnungen betreten. Der Verzicht auf ein öffentliches Treppenhaus verspricht so maximale Privatsphäre und Individualität im Alltag der Bewohner.
Die aus dem Ort entwickelte Aufteilung in zwei Wohnhäuser unterstützt das Ziel den innen liegenden Wohnungen Allseitigkeit zu gewähren und jede einzelne Einheit von mindestens drei Himmelsrichtungen profitieren zu lassen. So organisieren sich die Wohnungstypen über ebenerdig oder direkt über eigene Wohnungstreppen auf alle 3 Ebenen. Jede Wohnung hat ein Maximum an Individualität und ortspezifischer Qualität, so ist keine gleich der anderen und verspricht damit im kollektiv jeglichem Nutzerbedürfnis. Mit der Anordnung von grosszügigen Tagbereichen und kompakten Individualeinheiten können die reinen Erschliessungsflächen reduziert werden und es entsteht eine Einheitlichkeit in der Grundrissdisposition. Ebenso ist über die vorgegebene Struktur im laufenden Planungsprozess grosse Variabilität im Wohnungsspiegel möglich, so lassen sich die Einheiten mit unterschiedlicher Zimmerzahl und Wohnungsgrösse in verschiedenen Varianten zusammenstellen (vgl. Schemapläne Wohnungsspiegel). Verbindender Gedanke der Volumetrie mit dem inneren Raumverständnis bilden die Aussenbereiche und Dachflächen, welche den Baukörper gliedern und die Ausblicke der Wohnungen säumen. Dabei spielt für jede Wohnung der umgebende Grünraum die entsprechende Rolle, sei dies über ihre Erdverbundenheit oder sei dies über das „künstliche“ Grün der mit Moos bepflanzten Dachflächen.