Text Breiteli
Das Gebiet Breiteli besticht durch seine Einfachheit und die grosse Authentizität als Quartierraum für seine Bewohner und als Identitätsstiftender Ort für die Gemeinde. Wie eine kleine Oase, leicht erhöht über dem Treiben der Stadt tun sich Baukörper und Aussenraum in Balance zusammen und schaffen ein ausgeglichenes Gegenüber von Grün und Gebaut. Die Erweiterungsneubauten haben zum Ziel mit einer angestrebten Verdichtung diesem Bild nach wie vor gerecht zu werden und die vorhandene Identität und Qualitäten zu stärken.
Die Baukörper setzten sich so zum Bestand, dass über präzise Bezugslinien artikulierte, starke Leerräume aufgespannt werden, einerseits Bestehende eindeutig gesäumt (Grün- und Strassenraum Breiteli), andererseits Neue identitätsstiftend geschaffen (Zugangsbereich Kirche und Strassenraum). Die über den Verkehrsknoten des Kreisels geschaffene Geländekante wird bewusst nicht baukörperlich besetzt, sondern analog dem vorgefundenen Prinzip über einen grosszügigen neuen „städtischen“ Ort aufgewertet und für den Fussgänger zum Bezugspunkt und gleichzeitig Ankunftsort des „Breiteli“ gemacht. Die baukörperliche Erweiterung der Siedlung versteht sich sinngemäss von der Strasse abgerückt, erhöht und damit eng verbunden mit dem bestehenden oberen Quartiertreiben. Die geforderte Wohndichte wird in zwei gleich grosse Volumina aufgeteilt, sodass die neuen Baukörper die Interaktion mit dem Zwischenraum ermöglichen und in Massstäblichkeit und Präsenz den Bestand nicht konkurrenzieren. Gleichermassen wird über die Staffelung der Gebäudeabwicklung gegen Südwesten die Länge der Baukörper gebrochen und zur Wohnzone hin differenziert gestaltet. Mit der Differenzierung der Gebäude in ein höheres vorderes Haus (5-geschossig) und ein niedriges hinteres Haus (3-geschossig) wird dem direkten nachbarlichen Umfeld angemessen Rechnung getragen. Die Fussgänger-Verbindung wird über den neu geschaffenen Raum zur Strasse aufgewertet und hierarchisiert. So gelangt man direkt über eine grosse Treppe zum Ende der Breitelistrasse oder über einen trichterartigen, geneigten Vorplatz ins Quartier zu den Häusern oder zur Kirche. Der Autoverkehr und die Parkierung wird auf selbstverständliche Weise, direkt von der alten Landstrasse abgeholt und mit einer Tiefgarage zwischen den neuen Häuser unter dem Grünraum gelöst. Einzig die Besucherparkplätze sind über die Seehaldenstrasse dem Quartier zugeordnet.
Die Sonderbauvorschriften der Gemeinde Thalwil (BZO Teilrevision, April 2012) stehen den baurechtlichen Anforderungen zugrunde was die Ausnützungsberechnung und die Abstandsregelung betrifft. (Ausnützungsziffer Projekt 80%_Total m2: 2’645m2). Betreffend der Geschossigkeit wurde im Hinblick des zu erarbeitenden Gestaltungsplans und hinsichtlich der gewünschten beschriebenen Qualitäten Anpassungen vorgenommen. So entwickelt sich der östliche Baukörper (Haus A) über fünf Geschosse, wobei das oberste Geschoss, betreffend maximaler Gebäudehöhe und Fläche (75% der Vollgeschossfläche), auch als Dachgeschoss angesehen werden kann und das anrechenbare UG nicht konsumiert wird. Wo hingehend Haus B, zum Wohnquartier gerichtet, der nachbarlichen W3 entspricht und mit seinen lediglich 3 Vollgeschossen, Attikageschoss und ohne sichtbares anrechenbares Untergeschoss in seiner Gebäudehöhe bewusst reduziert agiert.

Die Staffelung der Baukörper Richtung Süden und Westen sind einerseits aus der Situation motiviert und widerspiegeln den städtebaulichen Wunsch die Körper in ihrer Erscheinung dem nachbarschaftlichen Massstab anzugleichen, anderseits legitimieren sie die innere Organisation als Dreispänner mit einer dreiseitigen Ausrichtung des Wohn-Ess- oder Küchenbereich für alle Einheiten in bester süd-westorientierter Lage. Im Siedlungsgedanken verwurzelt wird der Tagbereich (Wohnen, Essen, Küche) der Wohnungen bewusst optimiert auf Sonnenstand und mit Bezugspunkt des inneren, ruhigen Siedlungsraum. Mit Aussicht zwar, aber der Sonne abgewandt werden die Zimmer, wo notwendig mit entsprechenden Schallschutzmassnahmen (Blumenfenster mit seitlichen Lüftungsflügel), östlich angelegt. Wohnungsgrössen und Anordnung ermöglichen im gegebenen Fall eine optimale Variabilität betreffend Wohnungsmix, so dass die geforderte Aufteilung problemlos erreicht wird und jegliche weitere Grössen-Kombinationen im Planungsprozess möglich bleiben.
Alle Wohnungen werden jeweils über einen adäquaten Entréebereich mit Garderobe vom öffentlichen, natürlich belichteten Treppenhaus erschlossen. Die Küchen sind derart positioniert und dimensioniert, dass sie auch die Möglichkeit einer Essgelegenheit bieten und daher dem eigentlichen Wohn-Essbereich zusätzliche Flexibilität verleihen. So gesehen sind unterschiedlichste Wohnformen denkbar, wo zusätzlich ein Zimmer dem Tagbereich zugeschaltet werden könnte (Zweipersonenhaushalte) oder dem Wohnbereich speziellen Charakter zukommen könnte (z.B Wohngemeinschaften). Die Zimmergrössen werden bewusst variiert, sodass jeweils ein grösserer ‚Master Bedroom’ dem Bild einer konventionellen Familienwohnung entsprechen vermag.

Die Breiteli-Erweiterungsbauten sind als Massivbau projektiert. Die vertikal optimierte Anordnung der inneren Struktur (Innenwände, Nasszellen, Schächte) versprechen ein ökonomisches und nachhaltiges Bauen. Der Fassadenaufbau entspricht einem erprobten System. Er bietet einen optimalen Wärmeschutz, ist rückbau-und wieder verwertbar, dauerhaft im Alterungsverhalten und weist folglich ein gutes Kosten/Nutzen-Verhältnis auf. Ein harter Oberflächenputz mit bewehrtem Grundputz auf einer hinterlüfteten Trägerplatte, hält auch hohen mechanischen Beanspruchungen stand und sympathisiert auf unspektakuläre aber moderne Art und Weise mit dem Bestand. Als Dämmung wird eine hochwertige Steinwollplatte angewendet, respektive PUR-Platte, welche erdberührend im unteren Sockelbereich mit einem Glasfaserarmiertem Beton-Sockelement verkleidet ist. Die Wirtschaftlichkeit und Ökologie wird im Projekt mit einem angemessenen Verhältnis von Fassade und Gebäudefläche Rechnung getragen. Im Erdreich wird mit der Setzung der Volumina abgestuft im Hang und der dazwischenliegenden Garagierung eine optimierte Lösung angestrebt, welche im Tiefbau eine ökonomische und nachhaltige Lösung verspricht.

 

Studienauftrag Breiteli
Text Roh Tur; 9.10.2012


Die flankierende Anordnung der Neubauten erlaubt es, den Grünraum von den nördlichen Pflanzgärten
bis zur Kirche im Süden fliessen zu lassen.
Wie eine Kette zieht sich ein neuer Fussweg durch den Grünraum und verbindet öffentliche und halbprivate
Grünräume von unterschiedlicher Qualität.
Der Weg teilt und verbindet in seinem Lauf und regt zur Begegnung an.
Im Süden, zur Kirche gerichtet, lädt ein runder Platz mit Baumdach den Spaziergänger zum
Verweilen ein, ohne, dass er sich störend empfindet, bzw. dem halbprivaten Bereich zu nahe kommt.
Der Fussweg führt zwischen den Neubauten hindurch zu einem weiteren Platz,
welcher mit Sitzstufen und Bäumen unterschiedliche Aktivitäten zulässt.
Vorbei an einer öffentlichen Spielwiese und einem Spielplatz mit neuen Spielgeräten
erreicht man einen Platz, welcher vorwiegend den Pflanzgärten dient. Hier können Gespräche unter Pflanzenliebhabern
und Kinderspiel stattfinden.
Angrenzende private Aussenräume werden durch Hecken abgeschirmt.
Die diagonale Querung der Pflanzgärten fördert die Begegnung
und kleine Schöpfe bieten Platz

bilder     text     pläne    

Zurück