Ersatzneubau, Thalwil

 
Adresse
Kuppelstrasse 6, 8800 Thalwil


Bauherr
Gemeinnützige Baugenossenschaft Thalwil

 
Auftragsart
Direkt

 
Leistungsumfang
Projektierung, Ausführungsplanung, Bauleitung vor Ort

 
Bautermine
Projektierung: 2019-2020
Realisierung: 2021-2022

 
Kubikmeter nach SIA 116
5’325 m3

 
Anlagekosten
CHF 5.1 Mio

 
Bauingenieur
Born Partner AG, Kirchberg

 
HLS-Ingenieur
ENESTE AG, Zürich

 
Elektroingenieur
Müller + Müller AG, Zürich

 
Bauphysik
BAKUS GmbH, Zürich


 

Gebäudestruktur und Materialisierung 

Das Haus ist zweibündig über ein kompaktes, aber offenes Treppenhaus organisiert. Nordseitig wird jeweils ein 2.5-Zimmerwohnung und südseitig eine grosszügige 3.5- Zimmerwohnung erschlossen. Ein offener, grosser Wohn-Essraum holt den Bewohner direkt nach dem Eintritt ab und lässt ihn umgehend von der tollen Ost-West Lage profitieren. Der geräumige Tagbereich der Wohnung verbindet somit die funktionellen inneren Abläufe und die ortsspezifischen äusseren Einflüsse in einem Raum. Interne Korridore werden hinfällig und können so direkt genutzt und raumwirksam erfahren werden. Eine Balkonschicht gegen Westen, welche Platz für Tisch, Liegen und Pflänzchen bietet, schafft vorgelagerten Raum im Sinne einer familiären Nutzschicht für gemütliche Abendstunden. Gegen Osten und damit zum Grünen und zur Aussicht spannt eine grosszügige, raumhohe Verglasung den Wohnraum auf und lässt über eine Art französisches Fenster die Morgensonne direkt in die Tiefe des Raums stechen. Bei der 2.5 Zimmerwohnung ist die Küche direkt in den Wohn-Essbereich integriert, während die zusätzlichen Quadratmeter der 3.5 Zimmerwohnung eine laterale Anordnung der Küche westseitig zulässt und damit den Tagbereich zusätzlich aufwertet. 

Das Gebäude ist wird in Massivbauweise erstellt. Die Fassade ist mit einer vertikalen Holzschalung eingekleidet. Dabei wechseln sich unterschiedlich breite Bretter, in der Tiefe versetzt zueinander, ab und es entsteht über die Schattenwirkung ein lebendiges Bild. Ebenso unregelmässig strukturiert gesellen sich die Staketengeländer der Balkone und der raumhohen Fenster zu diesem Muster und verbinden sich so zu einer homogenen Wirkung. Überlagert wird diese Erscheinung über die hochstehend, angeordneten Fenster, welche sich geschossweise statisch mit der Holzverkleidung abwechseln und den Gebäudeausdruck in die Vertikale verstärken. Das farbig eloxierte Metall der Fenster und die mit Eisenglimmer pulverbeschichtete Schlosserarbeiten verbinden sich in ihrem warmtonigen Glanz mit der rauen Oberfläche des grau-grünlich mit Keim-Mineralfarbe behandelten Holz in einer freundlichen und harmonisch wirkenden Gesamt-Erscheinung. Zusammen mit den zu erwartenden Alltagsutensilien und blütenden Topfpflanzen der Balkone wirken die Beschattungselemente als buntes Wohnaccessoir. 

Für die baurechtliche Vorprüfung gelten die angegebenen Farbcodes. Es wird jedoch eine dem Baufortschritt entsprechende Bemusterung vor Ort stattfinden um die definitive Farbgebung von Holz und Metallarbeiten kontextuell zu prüfen.

 

 

Situation, Baurecht und Umgebungsgestaltung 

Die vielseitig, gute Lage des Mehrfamilienhauses an der Kuppelstrasse 6 bietet ein überdurchschnittliches und inspirierendes Potenzial für einen Ersatzneubau. Mit der Situierung als beinahe letztes Glied in der Sackgasse, mit der beispielhaften Ost-West Ausrichtung, der leichten Hanglage, dem Grünraum hangabwärts, welcher sich nördlich ins Friedhofsareal ausdehnt und zu guter Letzt der wunderbaren Aussicht auf See und Berge in den oberen Geschossen, bietet das Grundstück beste Voraussetzungen für dichten und qualitativen Wohnraum. Ziel eines neuen Volumens ist demnach, nicht nur die baurechtlich mögliche Mehrausnutzung des Grundstückes, sondern auch die erheblichen kontextuellen Vorzüge für das Wohnen besser nutzbar zu machen. Die Körnung und der Fussabdruck des neuen Baukörpers weichen dabei nicht entscheidend vom Bestand und vom Umfeld ab. Lediglich über die Geschossigkeit, die innere Dichte und den Ausdruck zeichnet sich der Neubau in seinem näheren Einflussbereich der gemeinnützigen Genossenschaftsbauten der Kuppelstrasse als neues, zeitgemässes Glied und verweist auf die Entwicklungsfähigkeit einer inneren Wohnraum-, respektive Siedlungs-Verdichtung. 

Mit der aktuelle Bau- und Zonenordnung und den enthaltenen Sonderbauvorschriften wird das zonenkonforme Dachgeschoss durch ein Vollgeschoss ersetzt und der Baukörper in seiner strassenseitigen Präsenz gestärkt. Darüber hinaus kann über den Terrainverlauf hangabwärts ein weiteres Wohngeschoss, als anrechenbares Untergeschoss etabliert werden. Der vorhandene, aus dem nördlich gelegenen Friedhofsareal auslaufende Grünraum wird parallel zum Hang weitergeführt, bietet so dem erdgeschossigen Wohnen einen direkten Landschaftsbezug und unterstützt die kontextuelle Freiraumbildung als offener Siedlungsraum. 

Westseitig bindet der Neubau zur Kuppelstrasse an und profitiert von einer Wohnlage ohne Durchgangsverkehr. Gewinnbringend für das innere Wohnen soll der Baukörper mit grosszügigen Balkonen zur Abendsonne ausgerichtet werden und in seiner Erscheinung und erdgeschossigen Umgebungsgestaltung einen attraktiven Begegnungsort charakterisieren. Nicht nur, dass das Haus vis-à-vis mit den beiden weiteren genossenschaftlichen Bauten im Dialog steht, so soll es gleichzeitig erdgeschossig das gemeinschaftliche Leben fördern und ermöglichen. Folglich werden strassenseitig, Veloabstell- und Besucherparkplätze, zusammen mit Tiefgarageneinfahrt und Containerabstellbereich in das Vorgartenkonzept eingebunden und die Bewohner direkt oder bei Bedarf mit Umwegen zum Haus geführt. Die verschiedenen Funktionen werden so über wenige direkte Mittel einheitlich gestaltet und lassen trotzdem Spielraum für die Begegnung. Übergeordnet agieren dabei die lebhaft wirkenden, farblich gemischten Buchen-Heckenkörper als angenehmer Filter zu den Sitzplätzen der Erdgeschosswohnungen binden die Bereiche zusammen und gliedern das Wegsystem. Am südlichen, tiefsten Punkt der Strasse fügt sich der Einfahrtskörper zu Tiefgarage geschickt ins Terrain, sodass die Parkierungszufahrt losgelöst vom Wohnkörper, kaum störend und schnell zu den notwendigen, neuen Parkplätzen im zweiten Untergeschoss führen kann. Das besondere Gebäude demonstriert in der polygonalen Formgebung seine Eigenständigkeit und als Landschaftselement und führt die Insider zur weiteren süd-östlichen Spiel-und Ruhfläche im Garten. 

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