Text Mehrfachsporthalle Löhracker

Mit der Setzung der neuen Mehrfachsporthalle im Norden des Areals wird der Schulanlage Löhracker ein neuer Schwerpunkt gegenüber gestellt. Dabei setzt sich das Volumen selbstbewusst in die freie Zone und schafft eine neue Mitte. Mit der ausgeprägten Präsenz und der nutzungsbedingten Grösse des Gebäudes wird einerseits zur Wittenwilerstrasse ein neues Gesicht geschaffen und andererseits ein adäquater Gegenpol zur Schulanlage erzeugt, welcher einen geschützten und charakteristischen Freiraum aufspannt. Das „Feld-dazwischen“ wird mit einzelnen neuen und bestehenden Nutzungen bespielt und in Form von Intarsien innerhalb des durchgängigen Belags strukturiert. So befinden sich neben den neuen Sportfeldern wie Beachvolleyball, Basket- und Handball oder die 100m-Laufbahn auch die bestehende Weitsprung- und die Kugelstossanlage darauf. Ein grosses Baumfeld bettet diese Einzelfunktionen in eine übergeordnete räumliche Struktur und verknüpft Altes und Neues miteinander. Es entsteht eine Halle aus hochstämmigen Zier- und Alleebäumen, die als Bewegungs-, Spiel- und Aufenthaltsraum funktioniert und eine starke, ordnende Präsenz entwickelt. Im jahreszeitlichen Verlauf verändert sich das Gesicht dieser Achse stetig, sei es durch die verschiedenen Blütenfarben, die Blütenzeiten von März bis August, die feurige Herbstfärbung von gelb bis purpur oder die verschiedenen Früchte, Hülsen und Schoten, die teilweise auch im Winter an den Bäumen haften bleiben. Im Sommer sorgt zudem die unterschiedliche Belaubung für ein abwechslungsreiches Licht- und Schattenspiel auf Rasen- und Belagsflächen. 

Die äussere Verbindungsachse zwischen Schule und Sport findet in der Positionierung, der inneren Struktur und der Zugänglichkeiten ihre Entsprechung. So verbindet sich Nord und Süd über jeweils einen Eingang, spezifisch für einerseits Schüler und andererseits Vereine und Öffentlichkeit zu einer inneren alles verknüpfenden „Strasse“. Die feine Abstaffelung der Volumetrie zieht ihre innere Logik aus der Verteilung der komplexen Mehrfachnutzungen und reagiert gegen aussen allseitig und spezifisch auf ihr Umfeld. Dabei wird über die Höhe und die Länge gegen Osten der Massstab gebrochen und zum Einfamilienhausquartier ein angemessene Erscheinung erreicht. Westlich spannt ein Vordach die ganze Länge des Gebäudes auf und bietet den Zuschauern und den dahinterliegenden Aufenthaltsräumen freien Blick auf die Sportplätze. Zugunsten dieser gebäudecharakteristischen Tribüne wird baurechtlich die Gebäudelänge marginal überschritten. Die Positionierung des Volumens wird einer künftigen räumlichen Ausdehnung der Schulanlage gerecht, kann doch mit relativ einfachen Mitteln die Spielwiese leicht verschoben und der Sportplatz in den Osten verlegt werden.

Über die innere Achse wird ein klare Hierarchie geschaffen und den gemischten Nutzungen innerhalb des Ganzen eine klare Organisation gegenüber gestellt. Ziel dabei sind Übersichtlichkeit und Transparenz in der Wahrnehmung sowie Eindeutigkeit und Individualität in der Erschliessbarkeit. Schulbetrieb, Sportbetrieb und alle weiteren Nutzergruppen (Vereine, öffentliche Veranstaltungen, Aussengarderoben, Aufenthalt, Pfadi etc.) können voneinander getrennt funktionieren und über die jeweils eigenen separaten Erschliessungswege und Treppen auch direkt von aussen ihre Örtlichkeiten betreten. Dieses sekundäre Wegsystem mit der entsprechenden Anzahl von Notausgängen löst auf selbstverständliche Art und Weise den Brandschutz und macht diesbezüglich möglich, dass der zentrale Mittelweg räumlich auch im Schnitt alle drei Ebenen ohne störende Trennelemente verknüpfen kann.

Eine robuste Hülle aus Sichtbeton umschliesst das Volumen allseitig. Ein Farbanstrich mit einer grünlich wirkenden Lasur und einem Einschlag von feinen silbernen Farbpigmenten bricht mit der Härte des Materials und führt es zu einer Art feinstofflichen Qualität. Die Öffnungen zum Sportbetrieb werden mit einer Bris Soleil aus vertikalen Betonelement-Stehlen verkleidet und sorgen für eine qualitativ hochwertige Lichtsituation auf dem Spielfeld. Ein einfaches statisches System bildet die Grundlage für die innere Effizienz der eingesetzten Mittel. Die Hauptträger zwischen den drei abtrennbaren Hallen funktionieren als Primärelemente mit maximaler statischen Höhe und nehmen die Hubfaltwände in sich auf. Sekundäre dazwischen liegende Träger werden quer gespannt und können so, in reduzierter Höhe, unterhalb den Raum für die abgehängten Gerätschaften bieten. Schliesslich spannt ein tertiäres, wiederum reduziertes System den Zwischenraum der Erschliessung auf. Während die äussere Verkleidung und die aufgrund der Staffelung im Volumen leicht erhöhte Fassadenabwicklung sich die Nachhaltigkeit nicht unbedingt positiv auswirken, kann mit der Ausformulierung der Fassade, der Ausrichtung des Gebäudes, der inneren Struktur und Verkleidung aus Holz und letztlich der sekundären technischen Einsatzmöglichkeiten (Solar, Erdwärme etc.) ökologisch ein Beitrag geleistet werden.

 

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