Situation und Ort

Das Gebiet Hüttengraben in Küsnacht profitiert von einem grossen landschaftlichen Potenzial mit idealen Voraussetzungen für eine grosszügige und interessante Siedlungsentwicklung. Die Hanglage im Osten, der Dichte Wald nördlich, die Weite der Ebene gegen Süden und schliesslich die bestehenden Wohnbauten und Freizeitanlagen im Westen versprechen für die Parzellen ein spannungsvolles Umfeld zu bieten. Umso wichtiger scheint die Zielsetzung des Projekts all diesen Qualitäten gerecht zu werden und sie in die städtebauliche Setzung aufzunehmen. 

Sechs kreuzförmig geformte Volumen legen sich so allseitig raumgreifend in die Landschaft. Über ihre „Arme“ suchen sie differenzierte kleinmassstäbliche Bezüge zu der umgebenden Einfamilienhausstruktur obwohl sie in ihrer Gesamterscheinung als einzelne grosse Häuser dem Gebiet eine neue Identität und eigene Kraft verleihen. Das Wechselspiel zwischen Masse und Leerraum schafft direkte Bezüge und hinterlässt trotz der geforderten Dichte einen Eindruck von Grosszügigkeit und Offenheit. Durchsichten, Weitblicke und Sichtbezüge existieren in alle Richtungen und lassen so die Unterschiedlichkeit der angrenzenden Ränder allgegenwärtig. Ganz bewusst wird es bei der Setzung der Volumen vermieden, eine innere Mitte zu generieren. Vielmehr nehmen die „Kreuzhäuser“ übergeordnete landschaftliche Begebenheiten und direkte nachbarschaftliche Vorkommnisse als Richtschnur für ihre genaue Position. So legen sich die drei östlichen Körper bewusst und regelmässig an die Hangkante, der vorderste verweist dabei über seine Stellung und Ausprägung subtil auf seine Funktion als Eingang zu Siedlung. Die westlichen drei Wohnhäuser spannen alternierende Zwischenräume zu den vorhandenen Wohnbauten und Strassenzügen auf. Über die Geometrie der Setzung und über den spürbaren inneren Fluss des gegen Süden verlaufenden Landschaftsraums wird eine grundsätzliche Ordnung für die Siedlung geschaffen. Als Siedlungseinheit nehmen alle Sechs direkte Bezugslinien zu sich selber auf, sodass der Zusammenhalt spürbar bleibt obwohl über die feine Andersartigkeit jedes Einzelnen der Zwischenraum fliessend ist. Die allseitige Wirkung der Volumina schafft so innere und äussere Siedlungsbezüge, welche quer, längs und diagonal funktionieren und damit für sich und die umgebenden Nachbarschaft Identität und Grosszügigkeit versprechen.

 

Erschliessung, Aussenraum und Baurecht

Alle Baukörper sind im Wesentlichen dreigeschossig und geben so der Wahrnehmung des Raumes für Fussgänger und Bewohner einen ruhigen oberen Horizont. Gebrochen wird diese Ordnung nur, dafür umso bewusster, über die halbgeschossig höher (?) versetzten „Arme“ in denen die Eingangsbereiche liegen. Es entsteht eine nuancierte Hierarchie zur Mitte hin, bei der die sanft in das Terrain eingeschnittenen Zugänge und die dazwischen liegenden Aussenräume ihrer landschaftsarchitektonischen Funktion entsprechend, Bedeutung erlangen. Eine Massnahme, welche überdies eine natürliche Entflechtung von siedlungseigenem Erschliessungssystem und allgemeinem Freiraum von der eigentlichen Wohnnutzung im Erdgeschoss (Gartenwohnung) bedeutet. 

Die Haupterschliessung der neuen Siedlung geschieht über das zentrale Erschliessungsband. Von hier aus führen Rampen zu den höher liegenden (?) Eingängen der Wohngebäude. Die Autos werden durch die Lage der Tiefgarageeinfahrt unmittelbar bei der Strasse abgefangen, womit der gesamte Siedlungsbereich frei ist für Fussgänger und Velofahrer. 

Der Charakter des neuen Aussenraumes bezieht sich auf die vorgefundene Felderstruktur der heutigen und anliegenden landwirtschaftlichen Nutzung. Ein System aus klar definierten Feldern unterschiedlicher Grösse überspannt das gesamte Areal zusammenfassend und springt auch auf die nördliche Parzelle über. Die Felder verdichten sich zur Mitte hin. Im Rückgrad sind sie sind Spiel-, Sport- oder Aufenthaltsflächen, teilweise Distanz bildende Pflanzkörper, im periferen Bereich werden die Felder zu unterschiedlichen Wiesen. Durch die überlagerte Baumsetzung werden unterschiedlichste Orte und Stimmungen erzielt. 

Der öffentliche Bewegungsraum wird durch feine topografische Modellierungen von den landschaftlichen und halbprivaten Aussenräumen getrennt. Diese Bereiche, zu denen sich die Erdgeschosswohnungen öffnen, sind nur durch ein feines informelles Wegenetz durchzogen.

 

Vegetation

Ausgehend vom nördlich gelegenen Wald legt sich eine lockere Baumstreuung über das Areal. Zum Wald hin stehen die Bäume dichter, nach Süden zu den Feldern hin lockert sich die Baumdichte bis hin zu freistehenden Einzelbäumen auf. Während im Norden typische Mischwaldbäume gesetzt werden, wird im südlichen Bereich mit Obstbäumen der Bezug zum Kontext gesucht. 

Die Grünflächen bestehen zum Grossteil aus extensiven Wiesen, wobei sich die Wiesentypen des Hangbereichs von jenen im flachen Teil unterscheiden. Hier wird mit einer Feuchtwiese dem unkontrollierten Stau von Regenwasser entgegen gewirkt. Im Bereich des Erschliessungsbandes erscheint die Wiese als Schotterrasen bzw. als Sportrasen und reagiert so auf spezifische Nutzungen. Drei Felder werden intensiv mit landwirtschaftlichen Pflanzen bepflanzt, die über den Verlauf des Jahres stark in Höhe und Farbe variieren. Die Feuchtmulden erscheinen durch die Bepflanzung mit Röhrichten als geometrische Felder kleineren Massstabs. 

 

Entwässerung

Die über der Tiefgarage liegende Wegfläche der Haupterschliessung wird vor Ort über versetzt angeordnete Modellierungen retentiert. Die Drosselschächte befinden sich innerhalb rechteckiger Mulden, die bei Regen zu geometrischen Pfützen anstauen und so dem Hartbelag nochmals fein unterteilen. Wo das Hangwasser gestaut wird, bzw. mit grossem Wasservorkommen gerechnet werden muss, werden feine Mulden vorgesehen. Ihre Bepflanzung unterstützt die Entwässerung des Bodens. Im nordwestlichen Grundstücksteil wird zudem das Terrain im Zuge der Aushubarbeiten für die Tiefgarage leicht angehoben, um eine die Ansammlung von Wasser bei den Gebäuden zu vermeiden und die Funktion der Feuchtmulden zu gewährleisten.

 

Externe Spielbereiche

Der Bereich nördlich der Limbergstrasse wird durch die Anordnung der Bäume konzeptionell eingebunden. Innerhalb des Systems von Feldern werden hier weiter Spielplätze angeboten, die dem gesamten Quartier zur Verfügung stehen. Ein westlich liegender Spielplatz für kleine Kinder wird ergänzt durch einen höherliegenden Waldspielplatz. Auf einem System von Pfaden werden beide Spielplätze erschlossen und miteinander verbunden. Im Bereich des Siedlungseinganges kann der Belag zur besseren Querung und Verkehrsberuhigung über die Limbergstrasse gezogen werden.

Baurechtlich orientiert sich das Areal an den vorgegebenen Richtlinien. Die Baumassenziffer wird sowohl für Wohnzwecke (3 Vollgeschosse Wohnen) wie auch für die  Funktionen der „besonderen Gebäudeteile“ (Eingang mit Velo/Kinderwagenabstellplatz und allgemeinem Trockenraum) voll beansprucht und nur unwesentlich von den benachbarten Zonen hin und her verlagert. Vorschriften über Gebäudehöhe und Gebäudelängen werden nicht überschritten sowie neben den Grenz-, auch die siedlungsinternen Abstände eingehalten. 

 

Gebäudestruktur und Wohnungen

Die ausgreifende Wirkung der kreuzförmigen Volumen hat ihren primären städtebaulichen Ursprung, gleichzeitig aber zeichnet sich auch die Vorstellung der inneren Wohnform dafür verantwortlich. Als Vier-Spänner organisiert gruppieren sich die Wohnungen jeweils dreiseitig orientiert um einen kompakten Treppenkern. Oberstes Ziel ist dabei eine ideale Besonnung für jede Einheit sowie vielfältige Ausblicke und Weitsichten. Über ihre Lage im Geviert sowie über die innere Anordnung im Körper wird dabei ein Maximum an Individualität für jeden Bewohner erreicht. Als Umstand der inneren Wohnungsverteilung differiert die Gebäudegrundform leicht voneinander. Über die Anordnung der Wohnungstypen und über die volumetrische Ausdehnung birgt das gewählte Prinzip eine grosse Adaptabilität der Grundrisse. Die Vielfalt im Wohnungsspiegel lässt sich so während der Planungsphase problemlos den Markt- und Bauherrenbedürfnissen anpassen. 

Die Wohnungen beruhen auf einem Grundtyp, welcher von der Mitte aus erschlossen den jeweiligen Ess-, Wohn- und Küchenbereich im Kopf um den eingezogenen Wohnungsbalkon gruppiert. Dabei wird je nach Lage im Haus, der Balkon optimal ausgerichtet und der „Tagbereich“ unterschiedlich angeordnet. Einmal als Wohnen mit grosszügiger Essküche, einmal mit abgeschlossener Einfrontenküche und einmal als Tageszone mit offenem Wohn-Ess-Küchenbereich. Inhärent einfache Mittel um einen Wohnungstyp individuell und einzigartig zu gestalten und so für jeden Mieter die „richtige“ Wohnung anbieten zu können. 

Spezielles Augenmerk wird der Eigenständigkeit der Wohnungen und damit der in der Kreuz-Grundform liegenden nachbarschaftlichen Nähe von Wohnung zu Wohnung über Eck geschenkt. Um die gegenseitige diagonale Beeinträchtigung gering zu halten, werden die Wohnungen jeweils um eine „Negativ-Ecke“ herumgezogen und/oder mit der Befensterung entsprechend auf Abstand gehalten. Weitere Massnahme gegen die Einsichtsproblematik bildet der halbgeschossig versetzte Gebäudeteil, welcher Fensterbänder mit nachbarlichen Brüstungen alternieren lässt. 

Das Erdgeschoss der einzelnen Wohnhäuser ist geprägt von der leichten Absenkung des Eingangsbereichs. Eine Massnahme, welche die Nutzung der Erdgeschosswohnungen adäquat vom Erschliessungsbereich trennt und damit für den Zugangsbereich einen Ort der Begegnung aller Hausbewohner bietet. Selbstverständlich können Velo- und Kinderwagenabstellplatz sowie auch ein gemeinsamer Trocknungs- und Waschraum für die Gemeinschaft angeboten werden. Über das halbgeschossig versetzte Kellergeschoss erreicht man mehr oder weniger direkt die Tiefgarage. Die Anordnung der Parkierung folgt der eigenen statischen Logik, befindet sich zwischen den Gebäuden und wird damit bewusst in Lage und Dimensionierung ökonomischen gestaltet. 

 

Äussere Erscheinung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ^

Das äussere Bild spiegelt in Material und Befensterung das innere System der Grundrisstypen und damit verbunden das gewünschte Wohngefühl wieder. Eckfenster betonen die Rundumsicht und lassen von aussen die innere Grosszügigkeit spürbar. Einzelne Fenster werden zusammengefasst und verbinden sich über innere Trennwände hinweg zu grösseren bandartigen Öffnungen. (Je nach Himmelsrichtung und innerer Funktion sind Fenster, Sturz und Brüstungshöhen differenziert). Es entsteht eine horizontale Ordnung, welche die Homogenität der Volumina zwar wahrt aber gleichzeitig die Geschossigkeit ablesbar macht. Das gewählte Fassadenmaterial aus standardisierten stumpf gestossenen Faserzementplatten mit einer leicht gewellten vertikalen Profilierung verleiht den Baukörpern etwas Leichtigkeit und lässt sie im umgebenden Landschaftsraum im Zusammenspiel mit den runden Baumkronen weicher wirken. Die Farbigkeit einzelner Fassaden der verschiedenen Baukörper differiert sanft in verschiedenen Braun, Gelb und Rottönen und bindet sich über den Leerraum zwischen den Volumen zu einem spannenden Spiel von Hinter- und Vordergrund.

Der dem städtebaulichen Ansatz sowie der Vorstellung eines allseitig orientierten Wohnungstyps inhärenten Problematik einer grösseren Fassadenabwicklung wird mit dem bewussten Einsatz von Fenster und Wandsystem Rechnung getragen. Grundsätzlich wird jedoch der Mehrwert des Wohnens über die rein rechnerische Energiebilanz gestellt. 

Den dreigeschossigen Baukörpern liegt ein statisch einfaches und unspektakuläres System zu Grunde. Innenwände mit tragender Funktion werden konventionell gemauert während die Aussenwände mit einer Holzblockwand ausgeführt sind. Letzterer ein Wandaufbau der zusammen mit dem gewählten Fassadenmaterial seitens Nachhaltigkeit der Langlebigkeit und Beständigkeit gerecht wird und materialtechnisch ökologisch ist. Weitere betrieblich Anforderungen werden soweit als möglich entsprochen, so wird über die Dimension der Fensterbänder das Tageslicht und die Sonnenenergie optimal genutzt, sämtliche energetischen Massnahmen bezüglich HLS-Ingenieurtechnik getroffen und die Gebäudehülle mit Sonnen- und Lärmschutz beständig und funktional gewählt. Die baulichen Massnahmen für eine ökologische zeitgemässe Siedlung werden in der räumlich effizienten und ökonomischen Tiefgarage (Unterniveaubaute), im Leitungs- und Schachtkonzept sowie in der effizienten Bauweise erwartet. Schlussendlich ermöglichen alle Faktoren, vor allem aber die städtebauliche Grundhaltung und die Variablilität des Wohnungsschlüssels eine gut funktionierende und wirtschaftliche Etappierung und Bauzeit.  

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