Projektwettbewerb Neubau Turnhalle Linthal, 2007

Obwohl in unterschiedlichen Jahren erbaut und mit ungleichen architektonischen Mitteln gestaltet scheint die bestehende Schulanlage über den gemeinsamen zentralen Aussenbereich und die räumlichen Bezüge der Baukörper eine gemeinsame Ordnung zu haben. Um das mit dem Abbruch der bestehenden Turnhalle gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen, setzt sich das neue Volumen nordwestseitig zu den zwei Schulhäusern hinzu und schafft eine neue Balance. Die neue Turnhalle bildet dabei einen ruhigen Hintergrund für den Bestand (geringere Gebäudehöhe) gleichermassen wie auch ein neues Gesicht (grössere Masse) für die Gesamtanlage. Das leichte Ausdrehen des Gebäudekörpers zur Linth schafft für das Konglomerat der Dreien Grosszügigkeit und akzentuiert den Eingang zur Halle ebenso wie die Verbindung zum eingeschossig abgesetzten Aussensportbereich. Der neue gemeinsame Platz als Zentrum, Eingangszone (ebenerdiger Zugang für alle drei Gebäude) und „intimer“ Pausenbereich der Anlage wird an den Rändern gesäumt von den Baukörpern, welche ihrerseits ausgreifend in den Grünraum treten und in ihren Überschneidungen Blicke, Auf- und Abgänge in die nahe Umgebung freilegen. Die Haupterschliessung der Schulanlage erfolgt über die „Schulhausstrasse“ (Ständlistrasse) und den öffentlich nutzbaren Kinderspielplatz. Die Verdichtung der Alleebäume mit leichtem Niveausprung zur Strasse hin unterstützt eine natürliche Zonierung und gewährt den geforderten Schutz der Kinder, eine zusätzliche Umzäunung mit Gartentor wäre möglich. Die Zulieferung sowie die zusätzlich gewünschte sporadische Parkierung an der südwestlichen Grenze des Perimeters funktioniert autonom und nur auf Bedarf.

Über die flankierenden bestehenden Schulhausbauten erschliesst sich die Turnhalle mit grosszügigen Eingang und überdecktem Pausenbereich. Ein erster Blick in die Turnhalle wird von aussen bereits freigelegt und begleitet den Besucher und Benutzer ins Foyer. Wie schon über die Volumetrie wird auch im Innern über eine feine Ausdrehung in der Geometrie der Theorieräume der Blick gelenkt und die Hierarchisierung der Erschliessung thematisiert. Eine präzise und auf die Frequenz angepasste Wegführung zeichnen hierbei auch die Funktionalität und Organisation der unteren Ebenen der Turnhalle aus: je mehr Zuschauer desto mehr Raum (konischer Schmutzgang als Zuschauerbereich), je mehr Nutzer desto differenzierter und intimer die Erschliessung (Hauptreppe zu Garderoben, direkte Einzeltreppen von Garderoben zu Saubergang Turnhalle). Die Haupttreppe wird dabei ebenfalls bis auf Turnhallenniveau geführt, dient der separaten Erschliessung für Lehrer und Hauswart und bei entsprechenden Sport- oder Festanlässen in der Halle einem direkten Zugang für Zuschauer.

Der äussere wie auch der Innere Ausdruck der Halle werden geprägt von den fachwerkartig verlaufenden Fassadenträgern in Stahl, mit einem Vorhang aus transluszidem Kunsstoffgitter. Je nach Licht, Winkel und inneren Beleuchtung entsteht über die äussere Haut das Bild eines homogenen Ganzen genauso wie das einer dynamischen Hallenstruktur. Das in sich transluszide Gitter funktioniert dabei als Blendschutz und Sonnenschutz für das Innere genauso wie als mechanischer Schutz von aussen, beides mit einer unerwartet weichen und magischen Wirkung. Dach- und Sockelkante werden je nach der volumetrischen Ausrichtung des Baukörpers flach geneigt und spannen die Tragstruktur und die Fassade zwischen sich auf. Es entsteht eine feine Differenzierung der Fassadenansichten im Zusammenspiel mit dem angrenzenden neuen Terrain (einladende Wirkung beim Eingang, ausgreifende Wirkung zum Fluss).

Konstruktiv wird über die gewählte Hallenstruktur und die Materialisierung ein einfaches System von Vorfabrikation und Bauen vor Ort geschaffen werden. Der Sockel der Halle wird als Wanne in Stahlbeton ausgeführt während die oberirdische Tragstruktur aus Stahl besteht. Es ist somit mit geringen Transportschwierigkeiten, einer effizienten Erstellungszeit und einer ökomischen Bauweise zu rechnen. Die Befensterung selbst ist in einem einfachen Pfosten-Riegelsystem in Metall gedacht, von aussen überspannt mit einem Gitter aus transluzidem Kunsstoff. Fast schon wie ein Gewebe wirkt das Netz weich und schimmernd obwohl es zugleich mechanischer Schutz mit energetischer Wirkung ist.

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