Situation

Die vorgefundene Situation verfügt schon heute in weiten Teilen über starke kontextuelle Qualitäten. Die hufeisenähnliche Anordnung der Hauptbauten entwickelt dabei über Volumetrie und Dachabwicklung eine grosse Präsenz und Eigenständigkeit. Mit dem geplanten Neubau sollen diese Werte erhalten bleiben und die in der Entwicklungsgeschichte der Schulanlage leider unprätentiös gelösten Schnittstellen (Schwimmhalle und Parzelle 108) neu interpretiert werden. Der vorgeschlagene Baukörper reiht sich an den bestehenden Pausenhallentrakt und entwickelt sich südlich in die Tiefe des Perimeters. Einerseits wird so die Anschlussstelle über eine angemessene Gebäudehöhe mit gebührendem Respekt zum Altbau gelöst, andererseits bekommt die Gesamtanlage über die volumetrische Ausdehnung des Baukörpers mit eingeschriebenem Hof ein neues Zentrum und eine neue abgeschlossene Präsenz. Die unerwünschte Nähe der Baute Bielerstrasse 18 wird entschärft und der Baukörper über den neuen Eingriff räumlich ausgegrenzt. Im Zuge der neu geschaffenen Verbundenheit der Anlage wird das Verhältnis von Gebautem zu Freifläche neu gedacht. Der angrenzende Park findet über eine Verdichtung des Baumbestandes auf dem neuen Vorplatz der Turn-/Schwimmanlage einen klaren Abschluss. Damit verbunden wird das Spielfeld in direktem Bezug zur Turnhalle ins innere der Anlage versetzt. Eine Massnahme, welche vor allem strassenseitig die städtebauliche Grundkonzeption zu stärken vermag. 

Die gewünschten Funktionen Schwimmhalle und Turnhalle bleiben in zwei einzelnen Gebäudeteilen über Terrain spürbar. Dies um der gewünschten Massstäblichkeit des Fussgängers zu entsprechen und um die vorhandenen unterschiedlichen Geometrien aufzunehmen. Das grosse über allem ruhende und leicht gefaltete Dach verbindet alles und steht für den ursprünglichen stadträumlichen Gedanken. Es verweist mit seiner variablen Höhe auf die verschiedenen inneren Funktionen und schafft eine Referenz zur bewegten Dachlandschaft seines historischen Vorbilds. Die unterschiedlich fluchtenden Gebäudeteile von Fassade und Dach versprechen die gewünschten fliessenden räumlichen Übergänge und eine subtile Hierarchisierung der Wegführung. 

 

Zugänge / Umgebungsgestaltung

Mit dem erwähnten Eingangsplatz unter den Bäumen kann ein grosszügiger neuer Zugangsbereich mit Veloabstellplätzen für die gesamte Schule geschaffen werden und der gewünschte Grünraum, als Ersatz zum aufgelösten Naturgarten, angeboten werden. Der geschützte Pausenplatz gewinnt an Wichtigkeit und erhält zusätzliche Aktivität. Um das Zentrum der Anlage zu stärken werden Bodenbelag und Kräutergärten neu gestaltet. Als Intarsie zeichnen die in den Betonboden eingelegt Fugenbänder die Geometrie von Bestand und Neubau. Die Kräutergärten werden kultiviert und zwischen den Vorbauten der Schulküchen präzis in die neue Fläche eingeschrieben. Die grosse bestehende Treppe führt zum gedeckten bestehenden Pausenplatz, der Alt mit Neu auch intern verbindet. Der Garten der Hauswartwohnung wird selbstverständlich an den bestehenden Grünraum der Nachbarparzelle gebunden. In Verbindung zum Bestand schafft ein neue Mauer entsprechende Privatsphäre und den notwendigen Abschluss im Bereich des Spielfelds mit Sitzstufen und Abstellraum für Aussengeräte.

 

Innere Struktur, Organisation und Tragstruktur

Ein neuer Eingang, unter dem grossen Dach, wird für Turnhalle und Schwimmhalle geschaffen. Über ein Eingangsfoyer, welches splittlevelartig die unterschiedlichen Niveaus verbindet, werden die Sportnutzungen im Untergeschoss und die Nutzung des Theorieraums sowie die Pausenhalle des Bestands im Obergeschoss erschlossen. Die Konzentration der Erschliessung an einem Ort, an der Schnittstelle zwischen Alt und Neu, gibt dem Neubau innerhalb der gesamten Anlage das nötige Gewicht und lässt eine betrieblich ökonomische Nutzung erwarten. Um auch den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nutzergruppen gerecht zu werden können Schwimm- und Turnhalle über die grosse Drehtüren im Untergeschoss räumlich voneinander getrennt werden und funktionieren unabhängig. Immer wieder werden dem Nutzer über Durchblicke und Einsichten innere Raumbezüge erlebbar gemacht. Sei dies bereits von aussen über den Durchgang unter dem Dach in die Hallen, vom Eingangsfoyer zur Schwimmhalle, sei dies vom Schuhgang der Schwimmhalle zur Turnhalle oder vom Barfussgang zum Schwimmbadbereich. Durch die Nähe der beiden Nutzungen entsteht eine räumliche Vielfalt, welche Orientierung und Authentizität verspricht.  Eine präzise Lichtführung und das Brechen der Perspektiven in den inneren Gangzonen zeugen auch hier von unterschiedlichen Hierarchien in der Wegführung, einerseits über die Ausweitung einzelner Raumzonen und andererseits über punktuelle Licheinlässe bei Treppenaufgängen.

Die äussere wie auch die innere Erscheinung des Neubaus ist geprägt von einer direkten, einfachen Tragstruktur. So werden die beiden Hallen entsprechend ihrer Ausrichtung in gegenseitiger Tragrichtung überspannt. Das Dach, ein System aus schmalen Stahlträgern liegt auf einem System von Betonstützen und Wänden. Aussteifende Wirkung haben sowohl der ost-, westseitige Dachrand als Randverbund in Trägerhöhe, die massive Betonwand im Süden und die Dachkonstruktion mit einer verlorenen Schalung aus Betonelementen (6cm) mit Überbeton (12cm) als horizontale Scheibe. Losgelöst von der Statik werden Wandfüllungen aus Glasbausteinen oder Sprossenwänden, zum Beispiel, als sekundäres System zwischen die Betonstützen gespannt. 

 

Fassade, Ökologie und Gebäudetechnik

Die Fassade zeugt von der räumlichen Grundkonzeption und der gewählten Statik. Das Dach, mit Kupferblech verkleidet, spannt über allem und zeichnet über seine Dimensionierung (Trägerhöhe) die unterschiedliche Anforderung der Hallengrössen. Der Durchgang zum Pausenhof und Eingang zum Sportbereich der Schule sind mit grosszügigen Verglasungen gelöst und öffnen eine freien Blick zu den Aktivitätsfeldern. Ost- und Westseitig wird die Verglasung über ein transluzides Kunststoffgitter geschützt, sodass eine optimale Sonneneinstrahlung ohne Blendungwirkung für den Innenraum (Optimale Tageslichtnutzung mit gefiltertem Licht) und der notwendige mechanische Schutz zum Pausenplatz erreicht werden kann. Aus der Kontinuität des Dachs schliessen südseitig und gegen den Strassenraum massive Betonwände das Gebäude ab und leisten entsprechenden baulich energetischen Beitrag (erhöhte Beanspruchung gegen Strasse und Spielfeld, Optimierter Sonnen- und Lärmschutz, Nutzung der Gebäudemasse, ausgewogener Fensteranteil).

Der Minergiestandard wird über eine entsprechende Wärmdämmung, über die Positionierung der Sportanlagen (Ebene UG), die Ausformulierung der Fassadenflächen (Süden massiv Beton, Ost-West mit Pris Soleil aus transluzidem Kunsstoffgitter) und der entsprechenden Technik (Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Solarkollektoren für Warmwasser) erreicht.

Es kann mit einer optimalen Tageslichtnutzung gerechnet werden, da das Licht ost-, westseitig einfällt und über das vorgelagerte Kunsstoffgitter diffus nach innen gestreut wird (Minimierung des Kunstlichtanteils, keine Blendung, optimale Lichtverhältnisse für Sport, verminderte Algenbildung im Wasser).

Die Gebäudetechnik wird direkt und einfach gelöst. Vier Monoblöcke, je einer für Turn-, resp. Schwimmhalle und je einer für die entsprechenden Garderobenbereiche sorgen für den entsprechenden Luftwechsel mit Wärmerückgewinnung. Die Regelung erfolgt je nach Anforderung (Schwimmhalle - Feuchte und Temperatur, Turnhalle - Präsenzmelder und Schaltuhr, Garderoben - Präsenzmelder und Schaltuhr). Von der Heizung der bestehenden Schulanlage gespiesen werden sämtliche Räume über Bodenheizung erwärmt, geregelt über Raumfühler (Garderoben) und mit Grundlastheizung nach Aussentemperatur (Turn-, Schwimmhalle). Zusätzlich werden für die Warmwasseraufbereitung Solarkollektoren mit Legionellenschaltung auf dem Dach positioniert.

 

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